Die Kirche schleicht sich aus der Wirklichkeit

Sollen Kirchen und Gemeinden Künstliche Intelligenz beim Anlernen unterstützen? Auf diese Frage gibt es zwei Antworten. Die einen sagen: „Selbstverständlich – nur so werden kirchliche Inhalte gefunden.“ Andere sagen: „Auf keinen Fall, denn dann bekommen die US-Konzerne unsere Daten.“

Beide Antworten sind richtig, denn nur Tech-Konzerne wie Google oder Meta sortieren und bündeln auch kirchliche Inhalte und stellen sie der Allgemeinheit, man muss schon sagen, der ganzen Welt, zur Verfügung.

Entzündet hat sich diese Frage kürzlich bei Facebook und Instagram, wo der Betreiber Meta seine Nutzerinnen und Nutzer gefragt hat, ob sie zustimmen, ihre Inhalte auch zum Anlernen Künstlicher Intelligenz zur Verfügung zu stellen.

Für viele war spontan klar, den „Datenkraken“ nicht noch mehr zu geben. Elon Musk hatte auf seinem Portal x.com schon ungefragt damit begonnen, seinen Chatbot Grok mit Kundendaten anzulernen.

Bei der Frage, ob und wie „Kirche“ KI-Systeme anlernen soll oder lieber nicht, erscheint bei den beiden hessischen Landeskirchen EKKW und EKHN und ihren Medienhäusern ein positives, aber noch kein einheitliches Bild. Und im Flickenteppich der evangelischen Landeskirchen mit vielen Gemeinden und Einrichtungen wird es sowieso immer eine Vielfalt der Meinungen geben.

Gerade bei Gemeinden überschneiden sich oft private Daten mit den Zielen der Organisation. Denn es ist ein grundlegender Unterschied, ob die persönlichen Daten Einzelner für KI-Training verwendet werden oder ob es sich um eine Organisation handelt, die das Interesse hat, in der Gesellschaft sichtbar zu sein.

Wenn es darum geht, Bilder mit evangelischen Themen wie Konfirmation oder Familiengottesdienst zu zeigen, haben sich die Kirchen schon aus der Wirklichkeit herausgeschlichen.

Gemeindebriefredaktionen und kirchlich Engagierte werden in Hessen zwar fündig bei fundus.media und ekkw.media. Wer sich aber nicht angemeldet hat, einschließlich seiner kirchlichen Rolle und Anschrift, darf noch nicht einmal einen Blick über den kirchlichen Medienzaun werfen. Die Bilder werden der Welt nicht gezeigt. Daher kommen die Klagen über die amerikanisch-freikirchlichen Kitschbilder bei pixabay.com & Co. Warum haben Kirchen und Gemeinden nicht von vornherein ihre eigenen authentischen Bilder bei den großen öffentlichen Bildportalen eingestellt?

Jetzt haben die Kirchen die Chance, die KI-Systeme mit ihren Bildern zu trainieren. Und das ist bitter nötig. Haarsträubendes entdeckt z.B. derjenige, der bei KI-Systemen wie designer.microsoft.com den Prompt eingibt: „Zeichne einen Talar, wie ihn ein evangelischer Pfarrer in Deutschland trägt.“