
Leandra Hübener, Theologiestudentin:
Ganz stark zu meiner Wahl für ein Studium der Evangelischen Theologie auf Pfarramt hat mich die Pfarrerin aus meiner Heimatgemeinde und ihre Arbeit mit Jugendlichen beeinflusst. Die unglaublich gute Jugendarbeit dort hat richtig Lust auf mehr gemacht, sowohl auf die Arbeit in einer Gemeinde als auch auf Theologie als Studienfach.
Trotz aller Unkenrufe, es gibt sie noch: junge Menschen, die sich nach dem Abitur entscheiden, Evangelische Theologie zu studieren. Hinzu kommen seit einigen Jahren berufsbegleitend Studierende, die den Weg in die Theologie nach einer ersten Berufslaufbahn wählen. Pro Jahr kommen rund 20 Personen neu auf die Liste der Theologiestudierenden der EKHN. Besonders wichtig für die Studienwahl Theologie sind Gemeindepfarrer:innen und Religionslehrer:innen.
Robin Jonas, Vikar:
Ich erinnere mich besonders an zwei Begegnungen, die für meinen weiteren Weg eine besondere Rolle gespielt haben: Zum einen war das in der Grundschule, als mich die damalige Gemeindepfarrerin ansprach, ob ich nicht Lust hätte, zur Kinderkirche zu kommen. Im Konfi-Unterricht setzt auch meine zweite Erinnerung an: Eine der beiden Pfarrerinnen leitete den Jugendausschuss und lud mich herzlich ein, daran teilzunehmen und bei Jugendgottesdiensten mitzuwirken.
Es sind keine Hochglanzbroschüren oder Berufsmessen, die zielführend für das Studium der Evangelischen Theologie werben, sondern unter anderem die Leser:innen des Magazins für evangelische Pfarrer:innen. Wenn es um Nachwuchswerbung geht, sind Universitäten und Kirchen darauf angewiesen, dass sie Menschen auf die Idee bringen und ermutigen, Theologie zu studieren.
Hier weitere Aussagen derer, die Theologie studieren, dazu Informationen über die Arbeit der Kirchlichen Studienbegleitung.
Sven-Thore Kramm, Masterstudent (berufsbegleitend):
Es waren immer einzelne, charismatische Pfarrpersonen, die mich auf den Weg gebracht haben: zur Kirche, in die ehrenamtliche Arbeit, in den Kirchenvorstand und letztlich in dieses Studium. Der erste Pfarrer klingelte vor 25 Jahren an meiner Berliner Wohnungstür und gratulierte mir zum Geburtstag, der letzte meinte vor zwei Jahren: „Du wärst ein guter Pfarrer!“
Wer sind wir?
Seit Sommer 2016 gibt es in der EKHN die Kirchliche Studienbegleitung (KSB), deren Aufgabe es ist, Studierende mit dem Berufsziel Pfarrdienst in der EKHN zu begleiten. Pfarrer Dr. Jürgen Lehwalder und Pfarrerin Dr. Simone Mantei haben die KSB mit je einem halben Dienstauftrag aufgebaut und im Laufe ihres knapp neunjährigen Bestehens geprägt. Die KSB, mit Büro in Mainz, hat ihren Ort an der Schnittstelle zwischen Universität und Landeskirche. Sie hat sich als Instrument der Begleitung und Bindung der Theologiestudierenden fest etabliert. Aktuell nehmen nahezu 100 % der 120 Theologiestudierenden auf der Liste der EKHN an der KSB teil.
Leandra Hübener: Ich würde sagen, dass die KSB einen vor allem darin bestärkt und unterstützt, seinen eigenen Weg durch das Theologiestudium zu finden – und sie lädt Studierende in der EKHN mit Angeboten ein, sich untereinander zu vernetzen und auszutauschen, was ich sehr bereichernd finde. Als große Stärke der KSB der EKHN wird die Freiwilligkeit der Teilnahme gesehen. Dies gilt besonders mit Blick auf die Verschwiegenheit der KSB gegenüber den Prüfer:innen und Entscheidungsträger:innen in der EKHN. Die KSB trifft damit die Bedürfnisse nicht nur der grundständig, sondern auch der berufsbegleitend Studierenden, deren Anteil inzwischen bis zu einem Viertel des jeweiligen Vikariatskurses ausmacht.
Was wir machen
Angebote: Die KSB umfasst drei verpflichtende Module, die aus vertraulichen Gesprächen sowie einem Wochenendseminar bestehen und sich mit der persönlichen Entwicklung der Studierenden beschäftigen. Darüber hinaus bietet die KSB sogenannte freiwillige Module an, die Bildung und Gemeinschaft miteinander verbinden. Dazu gehören z.B. Lernwochen im Kloster, Pilgerreisen oder Studienfahrten. Das niedrigschwellige Angebot von Beratungsgesprächen in Mainz, Frankfurt oder per Zoom wird nicht erst seit Corona gut genutzt. Zu den Aufgaben der KSB gehören ferner die Listenaufnahmen sowie die Organisation der Gemeindepraktika inklusive universitärer Vor- und Nachbearbeitung.
Robin Jonas, Vikar: Mein intensivster Kontakt mit der KSB war die Studienreise nach Israel und Palästina im Jahr 2018. In den folgenden Semestern, wenn es mal schwer war oder die digitale Lehre mich belastete, wusste ich immer, wo ich ein offenes Ohr finde.
Begleitung:
Wir begleiten Theologiestudierende individuell und langfristig, über das gesamte Studium hinweg. Unser Fokus liegt auf einer vertrauensvollen, freiwilligen Unterstützung. Anders als kurzfristige Instrumente der Personalauswahl ist die KSB auf die lange Distanz eines Studiums und die Vorbereitung der zweiten praktischen Ausbildungsphase ausgelegt. Das gibt ihr u.a. die Möglichkeit, frühzeitig Unterstützungsangebote zu unterbreiten.
Der prozesshafte Charakter eines Studiums wird dabei immer im Blick behalten. Die KSB berät und begleitet, entscheidet aber nicht z. B. über eine spätere Anstellung. Das ermöglicht ihr einen guten Kontakt zu den Studierenden und ihren Belangen. Digitale Newsletter, die Social Media-Präsenz auf Instagram und persönliche Geburtstagsgrüße stärken die Kommunikation zwischen der KSB und den Studierenden, die von Kiel bis München und von Münster bis Leipzig studieren. Im Sinne des späteren interprofessionellen Arbeitens fördern wir ferner den Austausch zwischen Studierenden verschiedener Disziplinen (Theologie, Gemeindepädagogik, Kirchenmusik) und organisieren auch Begegnungen mit Vikar:innen.
Bindung:
Die wesentliche und unveränderte Aufgabe der KSB ist die Begleitung und Förderung der Theologiestudierenden. Signifikant an Bedeutung gewonnen hat darüber hinaus die Bindung der Studierenden an die EKHN. Verbindungen zur Landeskirche über Heimatgemeinden und -dekanate sind nicht mehr selbstverständlich gegeben. Hinzu kommt, dass die Grenzen der Landeskirchen für die Student:innen fluide geworden sind und die Mobilität gestiegen ist. Durch unsere Arbeit fördern wir die Verbundenheit der Studierenden mit der EKHN und präsentieren diese als attraktive Arbeitgeberin.
Sven-Thore Kramm, Masterstudent (berufsbegleitend): Die KSB und ihre Mitarbeiter:innen sind für mich Ansprechpartnerin, Orientierungshilfe und Ermöglicherin. Ihre Angebote von Klosterwochen über Entwicklungsseminare bis hin zu Pilgerreisen sind unschätzbar wertvoll, um Verbindungen zu knüpfen, sich auszutauschen, fürs Leben und Pfarramt zu lernen und die EKHN als Heimat zu erfahren.
Image der EKHN:
Die KSB hat den Leumund der EKHN unter Theologiestudent:innen seit ihrer Existenz verbessert, so dass ‚unsere‘ Theologiestudierenden inzwischen unter ihren Kommiliton:innen Werbung für ihre Landeskirche machen und damit ihre eigene Beheimatung und Bindung zu erkennen geben. Dies wird auch außerhalb der EKHN, z.B. während der regelmäßigen Netzwerktreffen der Studienbegleitungen der EKD, wahrgenommen. Die skizzierten Entwicklungen zeigen, dass die KSB der EKHN als Personalförderungs- und Personalbindungsinstrument vom Beginn des Studiums bis zum Examen und dem Übergang ins Vikariat etabliert und anerkannt ist.
Gemeinsam für den Nachwuchs
Unser Appell an die Leser:innen: Sollten Sie Menschen kennen, die Interesse an einem grundständigen oder berufsbegleitenden Theologiestudium haben könnten, ermutigen Sie sie gerne. Wie Sie sehen, haben Sie großen Einfluss und hat Ihre Stimme Gewicht.
Alina Werum, Theologiestudentin: Eine wichtige Rolle für meine Studienwahl spielte der Stadtjugendpfarrer, mit dem ich in meiner BFD-Zeit intensiv zusammengearbeitet habe und bei dem ich gemerkt habe: Er macht seinen Job so, dass ich Bock habe, das auch zu machen. In vielen Gesprächen über das Theologiestudium und den Pfarrberuf hat er mich gleichzeitig mit seiner Begeisterung angesteckt, meine Fragen und Sorgen ernst genommen und mir Zuversicht geschenkt, mich mit mir selbst und Gott und der Welt zu beschäftigen.