Ostern

Mit großen Augen, großem Kopf und einem freundlich lächelnden Blick in die rechte untere Bild-Ecke empfängt uns die Titelfigur. Die Farbflächen im Bild geben Tiefe und lassen den Blick über imaginierte Felder in Rot und Blau und einen ansteigenden Hügel in Gelb schweifen.

Anstelle des klassischen Himmelblaus erblicken wir ein Himmelgrün, und in der Mitte tritt uns eine Person unter einem Heiligenschein entgegen – oder sind es vielleicht nur die Haare oder eine Mütze? Ein gerundeter Kragen deutet auf eine altmodische Bluse hin, die ebenfalls mit Freude an der Farbe gestaltet ist, einschließlich der Karos, die von Henri Matisse inspiriert sein könnten.

Die Frauenfigur, die seit 20 Jahren zum Inventar des Künstlers gehört und die er immer wieder in historische Bilder einfügt, erinnert mich an einen Strauß Frühlingsblumen. Sie verkörpert ihn geradezu mit ihren großen Micky-Maus-Augen, die aktiv in die Welt schauen, und ihrem lächelnden Mund, der Freude ausstrahlt. Eine offene Person, kindlich begeistert und erfüllt von einem inneren Geschehen, das mit dem Sehen verbunden bleibt, tritt uns entgegen und transportiert ein schönes Lebensgefühl mit ihrer Buntheit und besonders diesem offenen Blick.

Gerne sieht man einen Menschen mit solcher Freude auf sich zugehen, auch wenn der Blick (noch) nicht einem selbst gilt. Was immer sie auf ihrem Weg erlebt hat, sie strahlt und sammelt weiter neue Eindrücke. Man ist zunächst nur Beobachter, aber sie kommt näher, vielleicht sprechen wir gleich über das, was sie erfüllt oder die Begegnung bei einem auslöst.

Die Veränderungen unserer Welt stimmen düster und lösen Ängste aus, wir sehen und empfinden das auch in unserer Kirche und gehen miteinander auf Ostern zu. Ich freue mich auf einen verwandelten Blick auf die Welt. Dabei hilft mir André Butzers Bild. Die intensiven Farben der Felder sind schön, aber verheißen nicht nur Gutes – die Frau wandelt zwischen Blutrot und einem sonnigen Meeresblau. Wie wird es werden, mit ihr ins Gespräch zu gehen? Wovon wird sie mir erzählen?

Von ihrem Lebensglück oder Sorgen und deren Überwindung? Ich erwarte Humor, aber keinen Zynismus. Überlebensgroß ist die Person, dennoch habe ich nicht den Eindruck, vor ihr nicht bestehen zu können. Sie nimmt mich in ihre große Wirklichkeit mit, von der sie schon getragen scheint.

Ihre Kleidung lässt mich an lebenserfahrene, alte Menschen denken, der mediterrane Farbenmix an Heiterkeit und Lebensglück – nichts ist braun, keine Erdenschwere ist spürbar, erst recht kein Menschenhass. Ich sehne es herbei, dass Gott in Menschen auf mich zutritt und mich verwandelt zurücklässt.