Rezension: SCHLARAFFENLAND ABGEBRANNT

Dieses Buch habe ich in wenigen Tagen gelesen. Ungläubig bis zur letzten Seite, dass es wirklich von Michael Friedmann geschrieben ist. Klug und warmherzig – das ist die größte Überraschung – von der ersten bis zur letzten Zeile.


Friedman schreibt im ersten Teil – Ruhe, bitte! – über Stillstand, Gleichgültigkeit, Blindheit und Angst. Nach drei Jahrzehnten Stabilitätsillusion erlebt die bundesrepublikanische Wohlstands- und Wellness-Gesellschaft die Wiederkehr längst vergessener Schlagworte: Pandemie, Inflation, Krieg.“


Er analysiert den Zeitgeist und beschreibt die „Angst vor einer neuen Zeit“, so der Untertitel. Friedman bleibt nicht bei der Analyse stehen, sondern legt im letzten Kapitel „Auswege. Worauf es jetzt ankommt“ dar, mit welcher Haltung und welchem Mut wir den aktuellen beängstigten Umbrüchen begegnen können.
Das letzte Kapitel sollte Pflichtlektüre für jene werden, denen an einer mutigen Veränderung unserer Gesellschaft liegt.


„Wir brauchen eine neue Kultur der Ermutigung für die, die uns rational, argumentativ, verant- wortungsbewusst überzeugen, uns mehr zu en- gagieren. Zu debattieren. Zu argumentieren. Zu streiten, um die richtigen Worte zu ringen, gerade dann, wenn es schwierig wird. Und zu handeln.“ Ich musste dabei auch an meine Kirche denken. Auch sie unterliegt dem Zeitgeist, im Grunde keine überraschende Einsicht. Diese Institution mit dem Dünkel, alles anders, sprich besser zu machen als andere; die selbst die einfachsten Prozesse und Strukturen nicht überzeugend re- geln kann und die die Botschaft Jesu Christi oft in Belanglosigkeit auflöst.


Wer das Buch liest, wird vor nötigen Veränderun- gen keine Angst haben, sondern wissen, auf was es jetzt ankommt.