Aus Sorge um die Menschen

Mach doch, was du glaubst.

Es waren wichtige und im Grunde auch weitreichende Überlegungen, die Oberkirchenrat Jens Böhm, Personalreferent der EKHN, in seinem Vortrag „Besoldung und Versorgung im Rahmen von ekhn2030“ am 15. März auf der Mitgliederversammlung des Pfarrvereins zur Sprache gebracht hat. Sie waren mir ein positiver Anstoß zu fragen, wie Kirche sich in schwieriger Zeit kräftig und ausstrahlend entwickeln könne.

Als ein zentrales Problem unserer Landeskirche entfaltete Böhm die Frage: Wie können in Zukunft genügend Bewerber und Bewerberinnen für das Pfarramt gewonnen werden? Aktuell ist der Nachwuchs an Pfarrerinnen und Pfarrern zahlenmäßig viel zu gering für die zu bewältigenden Aufgaben. Böhm fragte: Wie kann der Pfarrberuf finanziell attraktiv bleiben im Hinblick auf die Besoldung und auch auf das Ruheentgelt?

In der Tat ist es wichtig, dass junge Menschen, die Pfarrerin oder Pfarrer werden möchten, ein auskömmliches Einkommen erwarten können. Wenn junge Leute sich überlegen, Pfarrerin oder Pfarrer zu werden, sind finanzielle Fragen aber vielleicht gar nicht das erste oder ausschlaggebende Kriterium für ihre Wahl.

Und dokumentiert mancher Quereinsteiger mit seiner späten Entscheidung für den Pfarrberuf nicht auch, dass andere Motive wesentlicher sein können?

Die Sicherung einer angemessenen, wertschätzenden Besoldung und einer auch in Zukunft tragfähigen Absicherung durch das Ruheentgelt sind für die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der Landeskirche wichtig, denn sie gibt mit der Übernahme in ein öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis eine Fürsorgezusage für ihre Pfarrschaft.

Diese Fürsorge hat die EKHN meiner Ansicht nach bisher im Wesentlichen u.a. mit der Bildung von Rücklagen zur Absicherung der Pensionen erkennen lassen und ist dabei, auch für die Beihilfe eine entsprechende Absicherung aufzubauen.

Ja, es ist dringend notwendig, junge Menschen für das Pfarramt zu gewinnen; das ist für die Gemeinden wesentlich und für die Kirche eine Überlebensfrage. Es ist dringend notwendig, dass junge Menschen Lust bekommen, Theologie zu studieren, sich im Vikariat zu bilden und ausbilden zu lassen, um sich dann im Pfarramt engagieren zu können.

Die EKHN warb und wirbt noch immer mit dem Motto: „Mach doch, was du glaubst“. Was aber teilt das scheinbar so individuelle und offene Werbemotto über die Kirche mit? „Mach doch, was du glaubst“: Warum und für wen sollte ich das tun, würde ich mich als junger Mensch fragen. Ich höre nichts von einer Gemeinschaft oder einem sozialen Zusammenhang, in den ich mich einbringen könnte, spüre keine Wertschätzung in dem Satz. Nur, dass ich als Individuum machen soll, wozu ich mich motiviert fühle, was es auch sei. Das Werbemotto der hessischen Finanzverwaltung klingt erstaunlich ähnlich: “Mach was, das zählt.“

Helmut Gross
Pfarrer i.R
Bad Camberg