Evangelische Bank (EB)

das war ́s dann!

Unter diesem Titel hat ein bayrischer Pfarramtskollege im letzten „Korrespondenzblatt“ 1/2023 seinen Unmut über Erfahrungen mit der EB zum Ausdruck gebracht; er schildert die bayrische wechselvolle Geschichte der Ent-wicklung ihrer Kirchenbanken bis zur Übernahme durch die Evangelische Bank und die damit einhergehenden Verschlechterungen der Kundenbindung und den Vertrauensverlust zur „Kirchenbank“.

Dies hat mich angeregt, meine Erfahrungen mit der „Kirchenbank“ aufzuschreiben, weil es mich nicht kaltlässt, welche Wege in unserer Kirche gegangen werden.

Ich erinnere mich noch ganz gut, wie vor mehr als 50 Jahren (1969) auf Initiative auch des kurhessischen Pfarrvereins ein eigenes Bankenwesen für Kurhessen-Waldeck entwickelt wurde mit dem Ziel, in unserer Kirche aus dem christlichen Anspruch heraus ein solidarisches und gemeinnütziges Handeln mit Geld zu pflegen.

Kirchengemeinden und Kirchenkreise sowie diakonische Einrichtungen wurden neben der Landeskirche zum Erwerb genossenschaftlicher Anteile ermuntert; die Verwaltung der Bank war schlank und zum Teil ehrenamtlich, der damalige Chef, Ernst Rautenkranz, war ein engagierter Kirchenvertreter, zu dem jeder
Zugang haben konnte.

Alles war ein gutes Stück persönlicher bei der EKK, der Evangelischen Kreditgenossenschaft Kassel.
Die jährlichen Gesellschafterversammlungen, an denen auch ich häufig als Gesellschafter
beteiligt war, waren fast so etwas wie Familientreffen. Mit der Zeit wurde „unsere“ Bank aber
größer, mehrere Filialen entstanden, irgend- wann war man bundesweit vertreten, auch in
Bayern, alles wurde professioneller und in den Gremien der Bank hatten „Banker“ das Sagen
und auch die Mitarbeiter veränderten sich zunehmend zu immer weiter entfernten Kundenberatern,
zu denen kaum noch persönlicher Kontakt gelang. Seit 2014 wurde aus der alten EKK die EB mit dem Leitspruch „Wir verkaufen Werte“.

Werte verkaufen heißt doch, dass man sie hinterher nicht mehr hat. Und so kam es mir zunehmend vor!
Bereits 2016 hatte ich in einem Brief an den Vorstand der Bank mein Unverständnis über
die Änderung der Gebühren für die Kontoführung zum Ausdruck gebracht („…finde ich es
als Politik unserer Bank mit ihrem hohen ethischen Anspruch und den christlichen Werten,
mit denen geworben wird, kaum vereinbar, dass ausgerechnet die Schwachen und meist auch finanziell Ärmeren… nun nicht ganz unerheblich belastet werden…“). Es antwortete nicht der Vorstand, sondern das „Vertriebsmanagement“ mit btriebswirtschaftlichen Argumenten (Wenige Jahre zuvor konnte ich als Vorsitzender unseres Pfarrvereins noch einen Termin mit dem Vorstandsvorsitzenden der
EKK für ein Beschwerdegespräch erhalten!). 2020 war es erneut so weit, dass ich mich an die
EB wandte, weil die „Preisanpassung aus wirtschaftlichen Gründen“ mit der „fürsorglichen Zuwendung“
zu mir als Kunden begründet wurde aus „Verantwortung einer ökonomischen Unternehmensführung“.

Und 2022 ging es weiter: erneut schrieb ich an den Vorstand der Bank, weil schon wieder die Girokonten verändert und die Gebühren erhöht wurden – Girokonto EB-Lebenswert!

Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen treu sein und den anderen verachten.
Du kannst Gott und dem Mammon nicht dienen.

Matthäus 6,24

Im Mai 2022 schrieb ich u.a.: „… Es ist gerade mal zwei Jahre her, dass ich mich ausführlich über die damals vollzogenen ‘Verschlechterungen’ beim Giro beschwert habe, aber damals hatte ich noch eine Wahlmöglichkeit des Kontos. Nun aber ist das …die erneute Änderung der Bedingungen, die freilich keine Wahl mehr lässt, sondern nur ’friss oder stirb’, akzeptiere oder kündige! … Was ich damals an der Änderung bemängelt habe, das gilt genauso auch heute: die Jahresbilanz ist trotz Corona ausgesprochen positiv ausgefallen;

der Millionen-Neubau ist ja noch nicht lange fertig gestellt; die Bank steht offenbar ökonomisch nachhaltig gut da; andere Geldinstitute reduzieren die Kosten, um neue Kunden zu rekrutieren; die Kostenerhöhung geschieht ausgerechnet in Zeiten, wo die finanziellen Belastungen unserer Mitbürger auf dem höchsten Niveau seit 40 Jahren sind; die Inflation ist so hoch wie noch nie; … überall im Staat wird derzeit über Entlastungen der Bürger nachgedacht. Und ausgerechnet dann vergisst unsere ’Evangelische’ Bank ihre Herkunft und argumentiert … mit der ’Nachhaltigkeit’ ausschließlich nach ökonomischen Gesichtspunkten und vergisst die soziale Komponente!“.

Auf das Schreiben habe ich bis heute keinerlei Reaktion erfahren, so dass ich am 29.07. (wie angedroht) mein Konto bei der EB gekündigt und die Bank gewechselt habe, nach 50 Jahren der Zugehörigkeit – und das ist mir wahrlich nicht leichtgefallen.


Auch darauf bis heute keinerlei Reaktion, nicht einmal die erbetene Kündigungsbestätigung ist erfolgt.
Es verstärkt sich der Eindruck, dass die EB ohnedies nicht mehr an so „Kleinkram“ wie Privatkund:innen und uns Pfarrer:innen interessiert scheint.

Das unterstreicht auch die Beobachtung, dass schon zweimal im Ranking meiner Tageszeitung bei Kontogebühren und Zinsen die EB bei den regionalen Vergleichsbanken den schlechtesten Platz belegte.

Im Großkundengeschäft mag das ja vielleicht anders sein, unterstreicht aber mein Gefühl:
Das ist nicht mehr meine Bank! Aber es gibt ja zum Glück auch noch andere „Kirchenbanken“.

Im Korrespondenzblatt endet der Artikel: „Das Vertrauen ist verspielt und angeblich
leben gerade Banken vom Vertrauen ihrer Kunden …Wie sagte schon der Zimmermann
aus Nazareth? „Eher geht ein…“. Das wäre doch ein passender neuer Name für die EB:

„Kamel“ (Akronym für Kredit Aktien Margen
Emittenten Liquidität, kurz: Trampeltier)“.
Dem möchte ich nichts weiter hinzufügen

Lothar Grigat
Dekan i.R.
Baunatal